Aufregend und sexy wie die 80er-Jahre

WENDLINGEN: Sänger Markus und Schlagzeuger Achim Czech schwärmen von Neuer Deutscher Welle - Am Samstag ist Party beim Zeltspektakel

Von Elisabeth Maier

Wenn er auf die 80er-Jahre und auf die Neue Deutsche Welle (NDW) angesprochen wird, freut sich Achim Czech. Er war von 1982 bis 1985 Schlagzeuger bei Hubert Kah. Außerdem spielte er bei der Band Zoff, die mit dem Hit "Sauerland" erfolgreich war. "Ich bin dankbar, dass ich diese Zeit an der Seite eines so genialen Musikers erleben durfte", findet der Köngener. Bei der NDW-Party des Zeltspektakels am Samstag, 10. Oktober, steht der Schwabe im Publikum und will "den Sound einfach mal wieder genießen". Er findet, dass die Musik der 80er-Jahre "lebendig ist wie eh und je". Heute haben es ihm aber vor allem die Schlager der 50er- und der 60er-Jahre angetan.Markus Mörl, der mit Hits wie "Ich will Spaß" oder "Kleine Taschenlampe brenn" eine der führenden Stimmen der Neuen Deutschen Welle war, steht am Samstag wie Hubert Kah auf der Bühne im Zirkuszelt am Schäferhauser See. Mit der Show wollen die beiden den damaligen Zeitgeist aufleben lassen.Hat das nicht etwas Verstaubtes? "Die Stimmung ist genauso toll wie früher", kontert Mörl. Allerdings arbeiten er und sein Team in der neuen Show heute viel mit Musicalelementen, mit einer großen Band, mit Tänzerinnen und mit aufwendigen Kostümen. "Das ist schrill, aufregend und sexy wie die 80er-Jahre", verspricht der Sänger. Dass nur ein paar versprengte Nostalgiker den Weg zu seinen NDW-Shows finden, sei deshalb ganz und gar nicht der Fall. "Unser Zuschauerkreis ist jung bis ganz jung."

Mode aus zweiter Hand

Ein Markenzeichen der Neuen Deutschen Welle war das schrille Outfit. "Das war Teil unseres kreativen Gesamtprozesses", sagt Achim Czech, der bis heute seine Elvis-Tolle pflegt und stylt. Im Prinzip sei alles erlaubt gewesen. Viele seiner Musikerkollegen hätten sich damals in Gebrauchtwarenläden ausstaffiert, "und da gab es noch viele Sachen aus den 50er- und 60er-Jahren". Auch Markus war sein Erscheinungsbild heilig: "Schade, dass es die Mode der 80er-Jahre nicht mehr gibt." Er setzte auf Lederkrawatten, Schulterpolster und "ne gepflegte Vokuhila". Letzteres ist der Szenebegriff für "vorne-kurz-hinten-lang", die Trendfrisur der damaligen Zeit.

Einig sind sich Markus Mörl und Achim Czech, dass die Neue Deutsche Welle ohne die englischen Punks und ohne die New-Wave-Bewegung nicht möglich gewesen wäre. "Ich glaube, es war zum ersten Mal die Verbindung von Popmusik mit originellen deutschen Texten", versucht Markus eine Definition. Das habe es vorher nicht gegeben. Dass die Songtexte vielfach sinnfrei bis ironisch seien, findet er nicht: "So harmlos war das Leben damals gar nicht. Jeder hatte mit persönlichen Dingen zu kämpfen. Der Vater meiner Freundin war in der CDU und ich hatte einen Stoppt-Strauß-Aufkleber an meiner Vespa."

Für Achim Czech war es faszinierend, wie sich die Musikszene plötzlich geöffnet habe. Früher sei man nie an die "Rocksaurier herangekommen". Dann habe er plötzlich Kontakt zu Stars von Jethro Tull bis hin zu Tina Turner gehabt, obwohl er als Schlagzeuger von Hubert Kah und der Band Zoff noch ganz am Anfang stand: "Als sich bei einem Gig im Münchner Szene-Club Sugar Shak die Garderobentür öffnete und Freddie Mercury von Queen himself den Raum betrat, wusste ich, dass hier was Großes geschieht." In der Dortmunder Westfalenhalle hatte er mit der Hubert-Kah-Band seinen ersten Fernsehauftritt: "Allein in der Halle waren 15 000 Fans, ganz zu schweigen vom TV-Millionenpublikum."

 

Deutschsprachiger Pop

Markus erinnert sich an den Austausch mit seinen Musikerkollegen. Bei seiner NDW-Show sind deshalb auch Titel anderer Stars und Bands von damals wie Peter Schilling, Frl. Menke, Geier Sturzflug, UKW oder Nena zu hören. Der Künstler selbst, der die Idee für die Nostalgie-Show hatte, entwickelte sich in eine andere Richtung. Er macht deutschsprachigen Pop. Sein aktuelles Album heißt "Alles kommt wie es kommt". Obwohl er auch englische Songs schrieb, ist es ihm wichtig, Musik mit deutschen Texten zu machen.